Daniel Fuhrhop

Verbietet das Bauen!

Eine Streitschrift

Warum denn das Bauen verbieten?

Das fragt der Leser sich erschrocken, wenn er den Titel des Buches von Daniel Fuhrhop liest, vor allem auch, wenn er selbst Architekt ist. „Verbietet das Bauen! Eine Streitschrift“ nennt der Verfasser sein Buch. Ein wenig beruhigter ist man, wenn man beim Lesen merkt, dass er das Neubauen meint. Wogegen er sich wehrt, ist das maßlose Abreißen alter Gebäude. Damit liegt er auch auf einer Linie mit Muck Petzet, der auf der Architekturbiennale 2012 in Venedig eine Ausstellung im deutschen Pavillon unter dem Titel „Reduce, Reuse, Recycle“ – das Bauen reduzieren, Gebäude neu nutzen, zumindest Bauteile wieder verwerten.

weiterentwickeln, bevor wir an Neubau denken“, meint Muck Petzet. Daniel Fuhrhop geht in seinem Buch noch weiter. Er weist nach, dass es so viel Bestand leer stehender Wohnungen, Läden, Bürohäuser und Fabriken gibt, dass sich jeglicher Neubau erübrigt. Gefragt sind geschickte Umbauten und Modernisierungen, die Neunutzungen ermöglichen. Gleichzeitig wird eine Stärkung der Mobilität der Gesellschaft gefordert, damit die Menschen auch dorthin ziehen, wo es den Leerstand gibt.

Statt dieser Aufforderung zu folgen, wird immer mehr gebaut. Es entstehen am laufenden Band neue Prestigebauten und Skandalprojekte. Heuschrecken erobern den Wohnungsmarkt und zerstören bezahlbaren Wohnraum. Neue Shoppingcenter, Super- und Baumärkte nehmen vorhandenen Einkaufszentren und Läden die Käufer weg. Der Markt ist gesättigt, mehr Gewinne geht nicht. Also müssen alte Unternehmen schließen. Der Leerstand versiegelt große Flächen. Seit vielen Jahren stagniert die Einwohnerzahl Deutschlands bei rund 80 Mio. Menschen. Warum daher neue Wohnungen, neue Verkaufsflächen?

Auch in der Energiebilanz ist Altbausanierung günstiger als Neubau. Wenn man die graue Energie – zum Beispiel die Energiekosten für die Herstellung neuer Baustoffe und die Abrisskosten einbezieht, ergeben sich folgende Werte in kWh/m² im Jahr: Altbau 317, sanierter Altbau 95,8, Ersatzneubau 126,9, Passivhaus 118,5 (Beispiel Wohnungsbau Bremerhaven mit einem Altbau aus den 1950 er Jahren).

Daniel Fuhrhop nennt viele positive Beispiele für eine sinnvolle Modernisierung und Neunutzung. Neue Wohnformen spielen dabei eine große Rolle. Er analysiert in überzeugender Weise das heutige Baugeschehen in seinen zwölf Kapiteln wie Bauwut, scheinbar ökologisches Bauen, Bürgerproteste, Stadt umbauen, Leerstand füllen und anders Wirtschaften. Auf den letzten Seiten seines Buches stellt er dar, wie wir mit fünfzig „Werkzeugen“ Neubau überflüssig machen können. Dem Autor ist ein Buch gelungen, das zum Nachdenken, Weiterdenken und zu neuem Handeln in Zeiten des Klimawandels auffordert.

Wolfgang Wiechers

Überblick

Daniel Fuhrhop:

Verbietet das Bauen!

192 Seiten, Gebunden, Erhältlich als e-Book

oekom verlag: München 2015

ISBN-13: 978-3-86581-733-4, 17,95 €