Umweltzentrum Braunschweig

Wolfgang Schmidbauer

Enzyklopädie der Dummen Dinge

Je intelligenter das Ding, je dümmer der Mensch

Zugegeben, beim ersten Durchblättern hat mich dieses Buch ein wenig geärgert. Wenn ein Cadillac Seville von 1997 ein „dummes Ding“ ist, und das Auto als solches ebenfalls, warum führt der Autor diese extra auf? Vor allem, warum wählt er ein heute völlig veraltetes Modell, dessen dumme Features mittlerweile in fast jedem Wagen der unteren Mittelklasse Standard sind? Doch manchmal lohnt es, trotz anfänglichen Kopfschüttelns ein Buch zu lesen, denn der Autor Wolfgang Schmidbauer versteht es feinsinnig, dem Leser seine Argumentation plausibel zu machen.

 „Ware und Intelligenz“ übertitelt er seinen einleitenden Essay, der eigentlich alles enthält, was dann im Rest dieses Büchleins in Form eines kleinen Lexikons vorgestellt wird. Er befasst sich mit dem, was heute gerne „kognitive Dissonanz“ genannt wird, und was jedem, der an einen ökologischem Fortschritt glauben will, das Leben so schwer macht: Denn obwohl wir wissen und erkennen, dass das, was wir tun, falsch ist, machen wir damit ungerührt weiter.

Und eben da setzt Schmidbauer an, wobei am Rande vermerkt sei: Die Dummheit der Dinge hat nichts mit Intelligenz zu tun. Im Gegenteil streicht der Autor heraus, dass gerade die Intelligenz der Produkte zunehmend menschliche Dummheit erzeugt. Und nun sind wir wieder beim modernen Auto: Denn ein Fahrzeug, das mit Rückwärtskameras, akustischen Beeps, automatischer Einparkfunktion etc. versehen ist, muss doch den Menschen, der es fährt, für dumm halten bzw. verdummen. Oder? Klugheit verlangt Bewusstsein und Reflexion und nicht ödes Verlassen auf irgendeine künstliche Intelligenz, die einem das Leben erleichtern soll, aber zu völliger Unselbständigkeit und Abhängigkeit verdammt.

Schon allein der einleitende Essay macht dieses Buch lesenswert. Über die dann folgende Auflistung der „dummen Dinge“, oder eben jener, die Schmidbauer dafür hält, kann man diskutieren, schmunzeln, den Kopf schütteln – aber wohl kaum gleichgültig bleiben. Oder andersherum: Wem die dummen Dinge egal sind, der ist selber dumm. Und das will wohl niemand sein. Oder?

Stefan Vockrodt