Umweltzentrum Braunschweig

Slow Food Deutschland e.V. (Hrsg.)

Slow Food Genussführer Deutschland 2017/18

Landkarte des guten Geschmacks

Der neue Slow Food Genussführer Deutschland 2017/18 ist da. Am unteren Buchrand so leuchtend orange wie „ein Kürbis frisch vom Feld“ und mit 605 Seiten und mehr als 500 getesteten Lokalitäten fast genau so dick. Der „etwas andere“ Gastronomie-Guide ist Wegweiser für die regionale Küche und leitet zuverlässig zu Gaststätten, in denen gut, sauber und fair gekocht wird.

Nach der neuen Ausgabe haben 157 weitere Lokale – überwiegend in den nördlichen und östlichen Bundesländern – den werbewirksamen Schnecken-Aufkleber an ihre Wirtshaustür heften können. Dagegen wurden 50 der in den früheren Ausgaben ausgezeichneten Gaststätten das Schnecken-Emblem aberkannt.

Eine weitere Neuerung ist das ABC der regionalen Spezialitäten. In einem Glossar werden mundartliche Begriffe erklärt – von der nordhessischen Ahle Worscht über Nonnafürzle und Ofenschlupfer bis hin zum fränkischen Zwetschgenbames. Erstmals wirft der Genussführer auch einen kritischen Blick auf die Qualität der Grundnahrungsmittel, die in Backstuben, Metzgereien, Brauereien,  Weinkellern und an Fischtheken verarbeitet werden.

Besonders freut die Herausgeber, dass die Deutschlandkarte auf den Umschlagseiten  mit vielen roten Stecknadelköpfen gespickt ist. Dies sei ein Hinweis auf die steigende Zahl an Lokalitäten, die sich die Grundsätze von Slow Food zu eigen machen und die weißen Flecken auf der Landkarte zunehmend zurückdrängen.

Wenn ich als Braunschweigerin diese Karte betrachte, dann erinnert das Bild an die Abenteuerberichte aus einem fiktiven gallischen Dorf: Wir schreiben das Jahr 2017. Ganz Deutschland ist mit roten Punkten auf der Schnecken-Landkarte übersät. Ganz Deutschland? Nein, ein kleiner weißer Flecken im niedersächsischen Dreieck zwischen Hannover, Wolfsburg und  Clausthal-Zellerfeld trotzt dem Siegeszug der Schnecke. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Genussführer?

Marianne Reiß