Ute Klaphake,Ursula Reinhard

Gemüseschätze

selbst anbauen und genießen

GemüseSchätze selbst anbauen & genießen

Rechtzeitig zur neuen Gartensaison ist im Kosmos-Verlag ein in verschiedener Hinsicht wunderbares Buch erschienen: „Gemüse Schätze – selbst anbauen & genießen“ von Ursula Reinhard und der Fotografin Ute Klaphake.

Gegenstand des Buches sind alte und fast vergessene Gemüsepflanzen, die von der Autorin und der Fotografin textlich, bildlich und kulinarisch so interessant präsentiert werden, dass mit einem schnellen Klick in das Dreschflegel-Saatgutangebot, die Frage „Wo bekomme ich denn das Saatgut her?“ beantwortet ist. Ein Aufatmen, denn  tatsächlich sind alle Gemüsearten und Sorten über den Dreschflegel-Versand zu erhalten. Eigentlich ist das gar nicht erstaunlich, denn der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt, kurz VEN, wurde 1986 von Leuten gegründet, die einige Jahre später Dreschflegel e.V. ins Leben gerufen haben. Seit 1993 wird der VEN von Ursula Reinhard geprägt.

Die verschiedenen Gemüsearten in der Abfolge der Jahreszeiten porträtiert das erste große Kapitel „Arten & Sorten“. Es sind zum einen alte Arten, die in den letzten Jahren schon längst wieder ihren Platz in Garten und Küche erobert haben. Darunter fallen Kürbis, Steckrübe, Pastinake, Schwarzwurzel – und es werden die fast vergessenen Arten wie Baumspinat, Gartenmelde, Meerkohl, Blattamarant, Senfkohl  porträtiert. Die Verfasserin berichtet über ihre Familienzugehörigkeit, über biologische Eigenschaften, über kulturgeschichtlich Interessantes, über ihre Boden- und Temperaturansprüche, über Aussaat- und Erntezeiten, über Eigenschaften, die in der Küche von Belang sind und über die Saatgutvermehrung. Jeder, der sie anbaut, kann sie auch vermehren, weil sie samenfest sind und nicht wie Hybridzüchtungen ihre Eigenschaften in der nächsten Generation wieder verlieren. Bei manchen Gemüsen wie Erbsen, Bohnen, Salaten und Tomaten wird auch die Sortenvielfalt angesprochen.

Darüber hinaus sind alle Kapitel mit besonderen Tipps gespickt. Wie wäre es beispielsweise, den bis zu drei Meter hoch wachsenden, magentafarben und sattgrün leuchtenden Baumspinat einfach zu farblich passenden Fuchsien und  Dahlien ins Blumenbeet zu stellen? Mit Sicherheit würde diese Pflanzenkombination die Blicke aus Nachbars Garten auf sich ziehen. Im Kapitel „Anbau“ wird von der Bodenvorbereitung über Fruchtfolge und Mischkultur bis hin zur richtigen Lagerung der Gemüse und der eigenen Saatgutgewinnung das notwendige Wissen vermittelt. Es ist einfach folgerichtig, dass all das in der diesem Buch eigenen Art zur Sprache kommt. Diese „besondere Art“ entströmt der wahren Gärtnerinnenseele, ihrer Liebe zu den Pflanzen, zum Boden, zu den Prozessen des Werdens und Vergehens und der Überzeugung, dass diese Gemüsearten und Sorten nicht verloren gehen dürfen. Beide Autorinnen sind solche Gärtnerinnen, ob sie nun mit dem Spaten arbeiten oder mit der Fotokamera.

Das Wissen, wie Guter Heinrich, Melde, Roter Meier, Knollenziest, Haferwurzel und Erdmandel schmackhaft zubereitet werden können, ist natürlich genauso weggesackt wie die Bilder dieser Pflanzen in der eigenen Vorstellung. Im letzten Kapitel des Buches „Kochen“ werden zwölf Basis-Rezepte vorgestellt und zu jedem die dafür verwendbaren Gemüsesorten angeführt. Je nachdem, was nun nach der Lektüre dieses Buches im eigenen Garten angebaut wird, könnte im Sommer ein Baumspinat- Strudel serviert werden, im Gratin gäbe der Gute Heinrich eine grüne Note und der Salatteller würde mit roter Gartenmelde, Hirschhornwegerich, Senfkohl und Sommerportulak angereichert werden. Die schönen Fotos machen nicht nur Appetit, sondern sie wecken die Lust zum Nachkochen.

Ein Dank an den Kosmos-Verlag, dessen Gestaltungskonzept dieses Buch zu einem kleinen Schatz unter den Gartenbüchern macht.

Susanne Labus

Überblick

Ute Klaphake,Ursula Reinhard:

Gemüseschätze

144 Seiten, Integralband

Kosmos: Stuttgart 2015

ISBN: 978-3-4401-4586-9, 16,99 €