Anita Idel

Die Kuh ist kein Klima-Killer!

Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können

Die Kuh als Samentaxi

Wie lebt die „moderne“ Kuh? Sie steht im Stall, frisst Mais, Soja und Getreide – und vielleicht auch Grassillage. Als Milchkuh gibt sie – wenn sie „gut“ ist – über 10 000 kg Milch im Jahr. Sie hat nie ein Kalb gesäugt, keine Sonne gesehen und kein frisches Gras mit Kräutern gefressen. Nach weniger als fünf Jahren ist sie ausgelaugt und wird geschlachtet.

Ihr Pansen wird in dieser Zeit „missbraucht“, denn frisches Gras wäre für die Kuh leicht verdaulich, nicht aber Mais, Soja und Getreide. Das Alleinstellungsmerkmal der Wiederkäuer, Gras und Heu in Milch und Fleisch verwandeln zu können, wird missachtet, stattdessen wird der Pansen mit „abartigem“ Futter malträtiert. In ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klima-Killer!“ macht uns Anita Idel vertraut mit der Funktion des Pansens und zeigt auf, dass Kühe eben keine Nahrungskonkurrenten von uns Menschen sind, wenn man sie nicht mit Mais et cetera füttern würde.

Steht die Kuh auf der Weide, trägt sie – bei gutem Weidemanagement – dazu bei, dass das Grünland Humus aufbaut; sie schützt das Grasland vor Verwaldung und Versteppung. Grasland speichert mehr als 1/3 des globalen Kohlenstoffs. Somit trägt das Weiderind (und das gilt natürlich auch für Schafe, Ziegen und andere Wiederkäuer) zur Klimaverbesserung bei und killt es nicht. Aber eben nur das Weiderind! . Denn nicht die Klimagase an sich sind das Problem, ohne sie können Mikroorganismen, Tiere und Pflanzen nicht leben – das Problem ist die Menge. Der Anstieg ist vor allem der Industrie und der Massentierhaltung geschuldet. All dies erläutert Anita Idel, die Tierärztin ist und von 2005 bis 2008 Lead-Autorin des Weltagrarberichts war, fundiert und gleichzeitig leicht verständlich.

Die zweite Hälfte des Buches widmet sich historischen und zeitgenössischen Beispielen von Beweidung, darunter bekannte Namen wie Karl Schweisfurth, Sonja und Dieter Moor. Hier wird noch einmal deutlich, dass die Weidetiere zur Vielfalt der Weide, die ja nicht nur Gras, sondern auch eine Vielzahl von Kräutern aufweist, beitragen, durch die Beweidung als Samentaxis und mit ihrem Dung.

Fazit: Wir müssen weniger Fleisch essen! Und wenn, dann Fleisch von Weidetieren. Das gilt auch für Milch und Käse. Damit tragen wir zur Klimaverbesserung bei, zu einer gesünderen Ernährung, zur Artenvielfalt und zur artgerechten Tierhaltung.

Gisela Dietze

Überblick

Anita Idel:

Die Kuh ist kein Klima-Killer!

210 Seiten, kartoniert, 20 farbige Abbildungen

Metropolis: Weimar 2014

ISBN 978-3-89518-820-6, 18,00 €