Laudato si'
Enzyklika - Gelobt seist du, mein Herr
Der Papst auf dem weihnachtlichen Gabentisch
Die schönsten Worte des über die Grenzen der Christenheit beliebten und bekannten Heiligen schrieb Hermann Hesse: „Wenn die Menschen Franziskus vergäßen, müssten Steine und Quellen, Blumen und Vögel von ihm reden.“
Die Umwelt-Enzyklika "Laudato si" (Sei gepriesen) ist das erste päpstliche Lehrschreiben der Kirchengeschichte, das sich ausschließlich mit Umweltfragen beschäftigt. Und wohl noch nie hat eine Enzyklika so viele Schlagzeilen produziert, bevor sie überhaupt erschienen ist.
Eine wirtschaftspolitische Wegweisung
Papst Franziskus sorgt wieder einmal für Unruhe. Sein Lehrschreiben zur Umweltpolitik wurde schon vor der offiziellen Veröffentlichung vor allem von Konservativen kritisiert. Die fürchten, der Papst könne in seiner Umwelt-Enzyklika dem Menschen die Schuld geben am Klimawandel und zu Verzicht, statt zu Wachstum aufrufen. Für eingefleischte Neokonservative eine Horrorvorstellung. Denn statt Wachstum und Konsum fordert Franziskus in seiner Schrift „Über die Sorge für das gemeinsame Haus" mehr Aufmerksamkeit für die Umwelt, „denn unser Haus wird zerstört“, so der Papst.
Ein politisches Buch
Dass Franziskus eine ganze Enzyklika ausschließlich dem Thema Umweltschutz widmet, gilt vielen in der katholischen Kirche bereits als revolutionärer Akt. Dabei will der Papst kein Strategiepapier liefern, keine konkreten politischen Empfehlungen abgeben, sondern eine Art ökologische Bekehrung beim Einzelnen bewirken. „Diese Enzyklika richtet sich an alle, so der Papst: Beten wir dafür, dass alle ihre Botschaft erhalten. Möge ihre Verantwortung für das gemeinsame Haus wachsen, das Gott uns allen anvertraut hat."
„Unser Haus wird zerstört, und das fügt allen Schaden zu, vor allem den Ärmsten. Mein Appell richtet sich an die Verantwortung, es geht um die Aufgabe, die Gott dem Menschen in der Schöpfung gab: den Garten, in den er ihn gesetzt hat, zu bebauen und ihn zu hüten." Damit tritt er der falschen und immer wieder zitierten Bibelübersetzung entgegen: „Machet euch die Erde untertan.“
Von einer grünen Enzyklika, von einem grünen Papst ist die Rede. Doch der Ansatz von Franziskus geht über ökologische Fragestellungen hinaus und ist in erster Linie sozialkritisch. Er weist auf die enge Verbindung zwischen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit hin. Dass sich die Enzyklika mit der sozialen, ökologischen und kulturellen Überlebenssicherheit praktisch auseinandersetzt, und teilweise detailliert die entscheidenden Probleme und möglichen Lösungen beim Namen nennt, macht die Enzyklika zu einem hoch politischen, modernen Werk. Auch das wird vielen Kritikern des Papstes nicht gefallen.
Abkehr von fossilen Energieträgern
Papst Franziskus hat in seiner neuen Enzyklika eine rasche Abkehr von den fossilen Energieträgern angemahnt. Zudem kritisierte das katholische Kirchenoberhaupt Konsumrausch, Umweltzerstörung und eine Unterwerfung der Politik unter die Wirtschaft. "Niemals haben wir unser gemeinsames Haus so schlecht behandelt und verletzt wie in den vergangenen beiden Jahrhunderten", erklärt der Papst in „Laudato si".
Hinsichtlich des Klimawandels geht das katholische Oberhaupt hart mit Politik und Wirtschaft ins Gericht. „Die Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das Finanzwesen zeigt sich in der Erfolglosigkeit der Weltgipfel über Umweltfragen", schreibt der Papst. Ein starker Satz! Mit Blick auf die Klimakonferenz Ende des Jahres in Paris schreibt er, es sei dringend geboten, Programme zu entwickeln und den Ausstoß von Kohlendioxid drastisch zu reduzieren. Der Klimawandel sei „eine der wichtigsten aktuellen Herausforderungen an die Menschheit".
Uwe Meier
Überblick
Papst Franziskus:
Laudato si'
200 Seiten, gebunden, durchgehend mit einer Schmuckfarbe gestaltet
St. Benno: Leipzig 2015
ISBN 3746242886, 6,95 €