Fracking
Energiewunder oder Umweltsünde?
Was man über Fracking wissen sollte
Ich bin eher vorsichtig damit, ein Buch als Standardwerk zu bezeichnen, besonders, wenn es sich mit einem Thema befasst, das sich aktuell in einer scharfen Debatte befindet. Aber Werner Zittels jüngst erschienenes „Fracking: Energiewunder oder Umweltsünde?“ gehört zu jenen Büchern, die jeder, der sich etwas intensiver mit dem Thema befassen will, kennen sollte. Der Autor, studierter Physiker und Vorstand der Luwig-Bölkow-Stiftung ist ökologisch orientierter Ideologie dabei eher unverdächtig.
Sachlich und fundiert setzt er sich mit der Technik, der Geschichte, den Chancen und den Problemen des Frackings auseinander und fasst dies in einer auch für den technisch-wissenschaftlich nicht vorbelasteten Leser klaren und verständlichen Form zusammen. Schon die Grundlagen, in denen er die Unterschiede zwischen Ressourcen und Reserven verdeutlicht, lassen hinter der Euphorie, mit der manche Zeitgenossen das Fracking versehen, Fragezeichen aufscheinen. Am Beispiel der USA, die man ohne zu übertreiben Fracking-Champions nennen darf, behandelt er nicht nur die Umweltauswirkungen, sondern auch die Erfolge, die dem Land ja momentan zu einem leichten Rückgang der Treibhausgasemissionen verholfen haben. Auch stellt er knapp, aber umfassend dar, dass Fracking in den USA eine hoch umstrittene Technologie ist.
Sein nächstes Kapitel widmet sich Deutschland, wo seit mehreren Jahrzehnten, wenn auch in geringem Umfang, gefrackt wird. Mit einer einfachen Abschätzung macht er erst einmal deutlich, dass Fracking im derzeitigen Umfang keinen nennenswerten Beitrag zur Deckung des Energiebedarfs leisten kann, also wenn, dann deutlich intensiviert werden müsste. Dabei zeigt auch der bisherige geringe Fracking-Anteil hierzulande schon deutliche Umweltauswirkungen, die nicht ignoriert werden dürfen, wie Zittel anhand der Förderstatistiken und Daten der niedersächsischen Landesregierung belegt. Seine – vereinfachten – Berechnungen zeigen, dass erneuerbare Energien wie Windstrom oder Solarwärme heute nicht teurer als Erdgas aus Fracking sind, eher kommen sie billiger und mit geringeren Umweltauswirkungen einher.
Will man noch längerfristig auf Öl und Gas setzen, so sein Resümee, wird man am Fracking kaum vorbeikommen, doch zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass Kostendruck oft zu schlampiger Arbeit führt, die schwere ökologische Schäden hervorrufen kann. Und das scheint die Sache nicht wert.
Zittels Buch ist ein lesenswertes Kompendium, das allen, die sich mit Fracking befassen und darüber informieren wollen, empfohlen sei.
Stefan Vockrodt
Überblick
Werner Zittel:
Fracking
224 Seiten, Kartoniert
oekom verlag: München 2016
ISBN-13: 978-3-86581-770-9, 19.95 €