Die Welt reparieren
Open Source und Selbermachen als postkapitalistische Praxis
Anleitungen zur Weltrettung
Es gibt sie noch, die echten Alternativen. Nein, das sind keine Populisten und Krakeeler, sondern Leute, die anpacken, die nicht auf bessere Zeiten warten, sondern diese heute schon beginnen lassen wollen, im Garten, auf der Straße, im Haus, auf den Dächern oder am Bach.
Es sind jene Menschen, die sich zusammenschließen, sei es als Repair-Café-Organisierer, sei es als Upcycler, die aus Resten und Abfällen wunderbar neue und vor allem nützliche Dinge herstellen, die das leben, was es in vielen Nischen seit rund 50 Jahren gibt: eine Alternative zur herrschenden Tristesse, eine Art Keimzelle des postkapitalistischen, postwachstumsfetischistischen Zeitalters, an das so viele glauben oder glauben wollen, obwohl das real-existierende System so monolithisch unüberwindbar scheint und sich jetzt wieder der reaktionäre Bodensatz an die Schalthebel der Macht kämpft.
„Die Welt reparieren“ nennt das Herausgeberkollektiv den jüngst im Transcript-Verlag erschienenen Band, der eben das aufgreift, was Rob Hopkins in seinen Transition Town Ideen erdacht hat, allerdings erweitert auf eine Transition World. „Visionen“, „Praxisbeobachtungen“ und „Analysen“ heißen die drei Haupteile des Bandes, der Theorie und Praxis verbindet, und dadurch viele gute Anregungen gibt. Manches wirkt arg dilettantisch, doch der erste Mensch, der ein Rad erfand, war der (oder die?) nicht auch ein Dilettant?
Es ist kein Buch, das man ganz lesen muss, die Aufsätze und Praxisbeispiele lassen sich auch mit Durchblättern und kurzen Lesestopps erarbeiten. Manches – nicht nur der akademisch klingende Untertitel – ist arg abgehoben, anderes wiederum möchte man sofort nachmachen, und findet auch Anleitungen dazu. Kurz: für alle, die unsere Welt reparieren wollen, ein nützliches, sinnvolles Nachschlage- und Nachahmungswerk.
Stefan Vockrodt
Überblick
Andrea Baier, Tom Hansing, Christa Müller, Karin Werner (Hrsg):
Die Welt reparieren
352 Seiten, kartoniert, auch als E-Book erhältlich
transcript: Bielefeld 2016
ISBN: 978-3-8376-3377-1, 19,99 €