Wolfgang Haber, Martin Held, Markus Vogt (Hrsg.)

Die Welt im Anthropozän

Erkundungen im Spannungsfeld zwischen Ökologie und Humanität

Der Mensch als geologischer Faktor

Der Begriff „Anthropozän“ ist erstmals im Jahr 2000 von Paul J. Crutzen vorgeschlagen worden. Mit diesem Begriff wollte der Nobelpreisträger für Chemie (1995), der über 20 Jahre Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz war, den Fokus darauf lenken, dass die Folgen menschlichen Wirkens so weitreichend sind, dass der Mensch selbst zu einer geologischen Kraft geworden ist.

In „Die Welt im Anthropozän“ beschreiben 13 Autoren, wie der Mensch zugleich die Entwicklung der Welt beeinflusst und auch ein Teil von ihr ist. Sie beschreiben also eine Epoche, in der die Menschheit die Erde so stark verändert hat, dass sie nie wieder dieselbe sein wird. Die Folge ist eine ständige Spannung zwischen ökologischen Erfordernissen und humanitären Maßstäben. Für beides trägt der Mensch Verantwortung, die ihn vor gewaltige Herausforderungen stellt.

„Der Vorschlag zum Übergang in eine neue geologische Epoche stammt im Kontext der Erdsystemwissenschaften aus dem erschreckenden Gewahrwerden, dass wir planetarische Grenzen überschreiten oder ihnen gefährlich schnell nahekommen. Die ökologische Nische des Holozän, in der sich der Mensch in den letzten 11.000 Jahren entwickelt hat, scheint definitiv an ihr Ende gekommen. Was an ihre Stelle tritt, und wie sich die Mensch-Umwelt-Interaktionen und damit auch die menschlichen Lebensräume dynamisch verändern werden, wissen wir nicht.“ Merkmal des neuen Zeitalters ist die dynamische Wechselwirkung zwischen Natur und technischer Zivilisation. Zerstörungsfolgen sind nicht kalkulierbar. Menschliche Einflüsse auf die Umwelt belasten diese immer mehr und führen zu Schädigung oder Zerstörung. Dazu zählen beispielsweise die Abholzung großer Flächen, die unter anderem zum Pflanzen- und Artensterben führt, der Ausstoß von Treibhausgasen, der die globale Erwärmung zur Folge hat, die Vernichtung fruchtbarer Böden und die Vermüllung der Weltmeere. Ein Merkmal des Anthropozän ist es, dass der Mensch diese Entwicklung zwar ausgelöst, sie aber nicht unter Kontrolle hat.

Die sich aus diesen Zerstörungen ergebenden Entwicklungen sind zu komplex, als dass man sie im Ergebnis erfassen könnte. Die Aufsätze des Bandes „Die Welt im Anthropozän“ gehen auf verschiedene Aspekte des Verhältnisses von Ökologie und Humanität ein und geben Einblicke in die vielfältigen Zusammenhänge.

Uwe Meier

Überblick

Wolfgang Haber, Martin Held, Markus Vogt (Hrsg.):

Die Welt im Anthropozän

184 Seiten, Broschur, Erhältlich als e-Book

oekom verlag: München 2016

ISBN 978-3-86581-773-0, 24,95