Umweltzentrum Braunschweig

Annette Kehnel

Wir konnten auch anders

Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit

Es geht auch anders

Annette Kehnel, Professorin für Mittelalterliche Geschichte, beschreibt in ihrem Buch kundig und lebendig jene Realität der vorindustriellen Zeit in Europa, die für den Normalbürger nicht nur ein der Not ausgeliefertes Dasein bedeutete. Über Jahrhunderte bestimmte auch gemeinnütziges, ressourcenschonendes und ein miteinander teilendes Verhalten das Leben.

Sharing Communities gab es viele. Gemeinschaftlich und zukunftssichernd wurde in der Fischerei, Wald- und Bergweidennutzung, in Klöstern und Beginengemeinschaften gewirtschaftet. Recycling war über Jahrtausende selbstverständlich. Die Menschen haben repariert und ausgebessert, Secondhandmärkte florierten, verschlissene Produkte und Baustoffe wurden weiterverwertet. Mikrokredite sind keine neue Erfindung. Im Mittelalter wurden zahlreiche Mikrokreditbanken in Italien gegründet, im Kampf gegen Wucher und Armut.

Hervorgehoben wird Petrus Johannis Olivi, studiertes, besitzloses Mitglied eines Bettelordens aus dem 13. Jahrhundert, der sich in seinen wirtschaftstheoretischen Schriften intensiv mit der Frage beschäftigt hat, was ein fairer Handel bedeutet.

Gemeinnützigkeit galt für Reiche als selbstverständlich. Wohlhabende Bürger stifteten großzügig – wahrscheinlich, um sich jenseitige Vorteile zu erkaufen – für Gesundheitswesen, Kultur, Wohnungsbau und Infrastrukturprojekte wie Straßen, Brücken und Deiche. Auch die Erlöse des streitbaren Ablasshandels dienten nicht nur der kirchlichen Kapitalanhäufung, sondern unterstützten viele gemeinnützige Projekte.

Da an die Verbesserung des Seelenheils nach dem Tod durch mildtätige Spenden fast keiner mehr glaubt, finde ich den Vorschlag gut, dass sich stattdessen heute Wohlhabende innerlich verpflichtet fühlen könnten, einen Teil ihres Vermögens für eine positive Zukunft und zum Wohl ihrer Nachkommen und der Erde zu verwenden.

„Dieses Buch soll Inspirationen vermitteln, unseren Möglichkeitssinn wecken und uns helfen, die Grenzen überkommener Denkmuster zu überwinden.“

Susanne Goroll