Umweltzentrum Braunschweig

Carola Rackete

Handeln statt hoffen

Aufruf an die letzte Generation

Im Sommer 2019 hatte sie als Kapitänin des Rettungsschiffes SeaWatch3 eine mutige Entscheidung getroffen, mit der sie sich gegen die Anweisung des damaligen italienischen rechtspopulistischen Innenministers gestellt hat: Carola Rackete ist in den Hafen von Lampedusa eingelaufen, um 40 gerettete Menschen an Bord ans sichere Ufer zu bringen. Sie hatte sich entschieden zu handeln, hatte erkannt, dass die Hoffnung auf eine Lösung von außen unerfüllt bleiben würde.

Die nervenaufreibende Situation an Bord des Rettungsschiffes, anschaulich und einfühlsam beschrieben, bildet den Rahmen für eine schonungslose Darstellung des desolaten ökologischen Zustandes unseres Planeten. Und dieser Rahmen ist sinnvoll, denn die Flüchtlingsströme, von denen wir in Europa nur einen Bruchteil erleben, sind die direkte und indirekte Folge der weltweiten Zerstörung unserer Umwelt.

Carola Rackete studierte Nautik und Naturschutzmanagement und fuhr auf verschiedenen Forschungsschiffen unter anderem in der Arktis und im Südatlantik, wo sie die bereits verheerenden Auswirkungen der Klimaveränderungen mit eigenen Augen sehen konnte.

Fachkundig, treffend plausibel und sehr gut lesbar zeigt sie die unmittelbaren Zusammenhänge auf zwischen unserem Überkonsum von Ressourcen, einer sich verschärfenden globalen Ungerechtigkeit und den Umweltschäden, die sich derzeit (noch) vor allem in den ärmeren Regionen der Erde auswirken. Und sie setzt sich dafür ein, dass endlich die Wahrheit über die tatsächlichen Umweltverheerungen und ihre Ursachen ausgesprochen wird. Kaum jemand tue das: viele Klimaforschende nicht, um nicht der Panikmache bezichtigt zu werden. Und die Entscheidungsträger in den Parlamenten erst recht nicht: Auf Klimakonferenzen wird viel versprochen, aber wenig in die Tat umgesetzt, denn der weltweite Ausstoß von klimarelevanten Gasen steigt ungebremst (Corona-Zeiten mal ausgenommen).

Doch es gibt Wissenschaftler, die die Wahrheit aussprechen: Die schonungslose Studie eines Professors für nachhaltige Entwicklung nach 25 Jahren Forschungsarbeit war für die Autorin „wie bei 9/11“. Die Studie sei hier als Webtipp zur Vertiefung sehr empfohlen.

Handeln statt hoffen. Ein eindrucksvoller Aufruf an die Generation, die wohl die letzte ist, die noch etwas verändern kann.

Silke Arning