Der Duft-Code
Wie die Industrie unsere Sinne manipuliert
Vom Duften und Stinken
Es gibt Bücher, die liest man in einem Rutsch, weil sie so spannend oder fesselnd sind; es gibt Bücher, durch die quält man sich hindurch, weil man sie lesen muss – und es gibt Bücher, die liest man, weil man wissen will, was eigentlich Ziel und Zweck des Buches sein soll. Zu letzterer Kategorie gehört nach dem Eindruck des Rezensenten "Der Duft-Code".
Wer erwartet hätte, dass nach dem furiosen Auftakt der ersten Kapitel weiter gnadenlos mit der Duftindustrie und ihren Manipulationen unseres Konsumverhaltens abgerechnet wird, wird enttäuscht.
Interessant ist hingegen die Darstellung der Historie der Düfte, und wie wir seit Urzeiten auf diese reagieren – unbewusst reagieren; nirgends wird dies deutlicher, als wenn wir jemandem im wahrsten Sinne des Wortes näherkommen. Wenn sich beide buchstäblich nicht riechen können, läuft da gar nichts, auch der Versuch, den eigenen Duftcharakter mit Parfum zu überlagern, nutzt da wenig.
Apropos Parfum: Auch diese Kapitel sind hochinformativ. Wo kommen Düfte her, warum werden sie von Pflanzen (oder Tieren) produziert und wie wirken sie – alles hochspannend, hat aber mit dem Untertitel dieses Buches wenig bis gar nichts zu tun.
Ein Fazit ist jedoch korrekt: Wer meint, sich einnebeln zu müssen statt sich zu waschen, stinkt sensiblen Mitmenschen gewaltig. Dauerndes ungewünschtes Duftbombardement führt sicher nicht zu gedeihlichem Miteinander, das sollte in der Tat jeder wissen, der meint, den Industriesprüchen von Aprilfrische oder dergleichem Schwachsinn glauben zu müssen. Als interessanter historischer Abriss und Einstieg in die Wirkungsweise von Düften ist dieses Buch dennoch lesenswert.
Reinhard Siekmann
Überblick
Eva Goris, Claus-Peter Hutter:
Der Duft-Code
288 Seiten, Paperback, Klappenbroschur
Heyne: München 2011
978-3-453-20001-2, 17,99 €