Lierre Keith, Ulrike Gonder

Ethisch essen mit Fleisch

Eine Streitschrift über nachhaltige und ethische Ernährung mit Fleisch und die Missverständnisse und Risiken einer streng vegetarischen und veganen Lebensweise

„Die Wahrheit ist ..., dass das Leben ohne den Tod nicht möglich ist“

Lierre Keith ist Kleinbäuerin, Buchautorin und feministische Aktivistin. Sie lebt in Massachusetts und Kalifornien und setzt sich mit der globalen Ausbeutung durch die industrialisierte Nahrungsproduktion auseinander. In ihrem kürzlich ins Deutsche übersetzten Buch beschreibt sie ihren gesundheitlich und ethisch erzwungenen Bruch mit den eigenen Überzeugungen. Keith kennt alle Argumente des Vegetarismus. Sie lebte zwanzig Jahre vegan, bis sie begreifen musste, dass sie sich in vielem getäuscht und ihre Gesundheit irreversibel ruiniert hatte. Sie isst heute wieder Fleisch, Milch und Eier, nicht ohne jedoch die tierquälerische Fleischproduktion in Tierfabriken weiterhin anzuprangern.

Pflanzen wachsen nicht als Lebensmittel, sondern zum Ziel der eigenen Arterhaltung. In dieses System hat die Menschheit seit Beginn der Landwirtschaft vor 10.000 Jahren zerstörerisch eingegriffen. Mehrjährige Pflanzen, die in ihren klimatischen Gegenden wuchsen und „ortsansässigen“ Wiederkäuern artgerechte Nahrung boten, wurden weltweit zugunsten von einjährigen Kulturen zurückgedrängt. Wir bauen Pflanzen dort an, wo sie nicht von sich aus wachsen und mästen Tiere dort, wo sie klimatisch nicht hingehören. Dies geschieht auf Kosten eines immensen Einsatzes von Arbeitskraft, Pflanzenschutzmitteln, Bewässerung und der Vergeudung nicht nachwachsender fossiler Energien.

Der Mensch steht nicht am Ende der Nahrungskette, er ist ein Teil davon. Politisch argumentierende Vegetarier planen eine weltweit vegetarische Ernährung ohne Tiere und übersehen, dass Pflanzen Dünger brauchen: tierische Ausscheidungen und die frei werdenden Stoffe verwesender Tier- und Menschenkörper.

Eine vegane Ernährung kann niemals genug Eiweiß, Fett, fettlösliche Vitamine und Mineralstoffe liefern, um Menschen für längere Zeit gesund zu erhalten. Getreide ist als Grundnahrungsmittel innerhalb der Menschheitsgeschichte noch nicht lange genug etabliert. Unsere Stoffwechsel sind genetisch nicht an die großen Mengen von Zucker und Stärke angepasst. Das bedeutet Heißhungerattacken, Verdauungsstörungen, vermehrte Fehlbesiedlung von Darmbakterien und Zivilisationserkrankungen.

Am Beispiel der Sojabohne zeigt Keith auf, wie es marktwirtschaftlichen Interessen gelingt, ein nicht zum menschlichen Verzehr geeignetes Produkt entgegen der Vielzahl medizinischer Warnungen durchzusetzen. Soja wurde ursprünglich zu technischen Zwecken und als Gründüngung angebaut. Um die weltweiten Sojaprotein-Überschüsse einer Verwendung zukommen zu lassen, wurden sie neben dem Einsatz in der Tiermast zum „Gesundbrunnen“ für Menschen erklärt. Um Soja essen zu können, braucht es eine aufwendige Verarbeitung. In größeren Mengen stören seine Isoflavone die Schilddrüsenfunktion, machen geschlechtsreife Frauen und Männer unfruchtbar und sorgen bei Kindern für eine verfrüht einsetzende Pubertät. Die Berichte von fünfjährigen Müttern sind nach Keith keine Spielart der Natur, sondern eine Folge der billigen Schulspeisungen in sozialen Brennpunkten der USA.

Keith stellt keine Patentrezepte vor. Sie überlässt es ihren Lesern, darüber nachzudenken, was vor der eigenen Haustür an Nahrungs-Spendern kreucht und fleucht.

Marianne Reiß

Überblick

Lierre Keith, Ulrike Gonder:

Ethisch essen mit Fleisch

Ca. 300 Seiten, Broschur

systemed: Lünen 2013

978-3-927372-87-0, 14,99 €