Prinzessinnengärten
Anders Gärtnern in der Stadt
Schafft eins, zwei, drei … viiieeele Prinzessinnengärten!
Es gibt sie in Havanna, es gibt sie in New York und bald auch am Moritzplatz: die urbane Landwirtschaft. ….“ So begann der Aufruf zur Erkundung und zum Aufräumen der 6.000 m2 großen Weltkriegsbrache in Berlin-Kreuzberg, auf der das Projekt Prinzessinnengarten entstehen sollte. Viele Interessierte folgten dem Ruf und befreiten das Gelände von Scherben, Müll und Schrott. Und nun gibt es den Prinzessinnengarten.
Seit dem Sommer 2009 wird jedes Jahr wieder mit Beginn der Gartensaison auf dem Moritzplatz ein mobiler, urbaner Nutzgarten aus recycelten Bäckerkisten, Reissäcken und Tetra-Packs aufgebaut. Darin wachsen im Laufe der Sommer- und Herbstmonate die verschiedensten Gemüse- und Kräutersorten in Bioqualität heran, die zur Unterstützung des Gartenprojekts verkauft werden. In dem eigens dafür umgebauten Überseecontainer, der die Gartenküche beherbergt, zaubern die KöchInnen daraus, wie aus ökologisch angebautem Gemüse aus der Region, die leckersten Gerichte für das Gartencafé.
Prinzessinnengarten ist wie ein Stück Rhizom, das der Filmemacher Robert Shaw, einer der beiden Gründer des Projekts von Kuba mitbrachte, wo er nachbarschaftlich bewirtschaftete Nutzgärten kennenlernte, die dort einen wesentlichen Beitrag zur urbanen Selbstversorgung leisten. Mit seinen Vorstellungen begeisterte er den Historiker und Gastronomie erfahrenen Marco Clausen und nach sechs Monaten gemeinsamer Planung konnte das Projekt Gestalt annehmen. Das urbane Gärtnern und der Gedanke der Selbstversorgung sollten ein „Vehikel für soziale Prozesse“ werden und der Selbstversorgung auch in dem Sinne dienen, dass ein sich selbst tragendes und mehrere Menschen versorgendes Unternehmen entstehen sollte. Das Unternehmen nennt sich „Nomadisch Grün“, eine neue Farbe auf der Farbpalette.
2012 erschienen und von Nomadisch Grün herausgegeben, manifestiert sich in den Texten und in der Gestaltung des Buches – wunderbare Fotografien (Marco Clausen), zauberhafte Pflanzenportraits, appetitliche Rezepte – der Geist des Prinzessinnengartens. Ein umfangreicher Anhang mit weiterführende Literatur zur neuen urbanen Gartenbewegung, zum ökologischen Gartenbau, zur Nachhaltigkeit und zu Gemeingütern, mit Links, Adressen und Initiativen vervollständigen diesen Besitzens werten Band.
Susanne Labus
Überblick
Nomadisch Grün, (Hg.):
Prinzessinnengärten
220 Seiten, gebunden, mit Texten von Stefanie Müller-Frank, ca. 160 farbigen Abbildungen und Illustrationen
DuMont: Köln 2012
978-3-8321-9436-9, 29,95 €