Die Ära der Ökologie
Eine Weltgeschichte
Zwischen Romantik und Realismus
Vor dem Rezensenten liegt ein dicker Wälzer: „Die Ära der Ökologie – eine Weltgeschichte“. Ganz unbescheiden behaupten Verlag und Autor, die Geschichte der Ökologie vollständig und umfassend abzuhandeln. So vermessen dieser Anspruch ist, und selbst wenn die „Ära der Ökologie“ abgeschlossen wäre, kein einzelnes Buch könnte diesen Anspruch erfüllen: Lesenswert und informativ ist das Kompendium, was Radkau zusammengetragen hat, allemal.
Schon in seinem einleitenden Kapitel stellt Autor Radkau klar, dass „Ökologie“ sich nicht in eine einheitliche Chronologie einordnen lässt, sondern sich global wie regional aus einer riesigen Zahl einzelner Facetten herausbildet – wobei die Vielfalt der Themen, Bewegungen, Handlungsweisen und Akteure Stärke wie Schwäche zugleich ist. Schon der Anfangspunkt ist schwer zu bestimmen, Radkau setzt ihn recht willkürlich: Er beginnt mit der Aufklärung, oder vielmehr, mit ihrer ökonomischen Begleitung, der Industrialisierung mit ihrer ersten großen Rohstoffkrise, der Holznot des 18. Jahrhunderts. Das wirklich erste große Kapitel widmet sich der „Umweltrevolution“ um 1970, als sich der Umweltschutz global zu etablieren begann, mit Deutschland übrigens nicht als Vorreiter, sondern eher als zögerlicher Nachahmer.
Über die großen Dramen der Umweltbewegung geht es allmählich zur heutigen Lage, wobei Radkaus Buch immer weiter zerfasert, der Autor verliert beim Versuch, alle Facetten in seinem Buch unterzubringen das große Ganze mehr und mehr aus dem Blick. Dies ist schade, denn so gehen viele Informationen und viele Fakten in der Fülle des Materials unter und manch Abschnitt erinnert mehr an eine Gesellschaftsklatschspalte denn an ein wissenschaftlich fundiertes Werk.
Trotz allem: Wer sich für die Geschichte der Umweltbewegung interessiert, macht mit diesem Buch nichts falsch, es sei denn man glaubt dem Titel, der viel mehr verspricht, als das Buch halten kann.
Stefan Vockrodt
Überblick
Joachim Radkau:
Die Ära der Ökologie
784 Seiten, gebunden, 21 Abbildungen
C.H.Beck: München 2011
978-3-406-61372-2, 29,95 €