Hans Carl von Carlowitz, (Joachim Hamberger, Hrsg.)

Sylvicultura oeconomica

Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht

Hannß Carl von Carlowitz und seine „Sylvicultura oeconomica“

Im Jahr 1713 tauchte erstmals in der Neuzeit der Begriff „Nachhaltigkeit" auf – im ersten eigenständigen Werk über die Forstwirtschaft. Der sächsische Oberberghauptmann Hannß Carl von Carlowitz prägte ein auf die Zukunft gerichtetes Leitbild der Bewirtschaftung des Waldes und definierte nachhaltiges Handeln als politische und gesellschaftliche Aufgabe.

Obwohl das Wort „nachhaltend“ in seinem 432-seitigen Buch nur einmal vorkommt, gilt von Carlowitz als Schöpfer des Begriffes „Nachhaltigkeit“. Er schreibt in seinem grundlegenden Werk „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“ (1713): „Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentberliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse [im Sinne von Wesen, Dasein, d. Verf.] nicht bleiben mag.“ („Sylvicultura Oeconomica“, S. 105 - 106).

Vom pfleglichen Umgang mit der Natur

Von Carlowitz formulierte den Gedanken, respektvoll und „pfleglich“ mit der Natur und ihren Rohstoffen umzugehen, und kritisierte den auf kurzfristigen Gewinn ausgelegten Raubbau der Wälder. Er forderte, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung, durch Säen und Pflanzen nachwachsen konnte. Mit seiner Kritik an der Ausrichtung des Wirtschaftens an kurzfristigen Gewinnen ist sein Buch aktueller denn je – damit avancierte Carlowitz zum Vorreiter der Nachhaltigkeitsidee.

Erst im Brundtland-Bericht (1987) für die „World Commission on Environment and Development“ (WCED) wird die Nachhaltigkeitsidee in Form des Begriffs der „Nachhaltigen Entwicklung“ wieder aufgegriffen. Die Veröffentlichung des Brundtland-Berichts gilt als Beginn des weltweiten Diskurses über „Nachhaltige Entwicklung“.

Erstmals vorgestellt wurde die „Sylvicultura Oeconomica“ auf der Leipziger Ostermesse des Jahres 1713. Dreihundert Jahre nach der Veröffentlichung wird es 2013 neu aufgelegt. Um die Leser mit dem Thema, dem zeitlichen Hintergrund und der Ausstrahlung dieses Buches vertraut zu machen, haben Jürgen Huss und Friederike von Gadow vom Waldbau-Institut und Institut für Forst- und Umweltpolitik der Universität Freiburg eine umfangreiche Einführung (rund 50 Seiten) verfasst, die es ermöglicht, in die Gedankenwelt des Hannß Carl von Carlowitz einzutauchen.

Von Carlowitz ist ein Vordenker, dessen Idee und Wirken heute weit über Europa hinaus reichen, dessen Lebenswerk jedoch kaum bekannt ist. Dieses Werk, auf das sich die moderne Welt gerne beruft, liegt nun erstmals als bibliophile Ausgabe vor – eng angelehnt an das Original, dem heutigen Leser durch eine moderne Schrift und editorische Notizen zugänglich gemacht.

Mit vielen Zitaten aus der humanistischen Literatur ist das Buch ein Höhepunkt für alle Liebhaber bibliophiler Bücher. Für Umweltinteressierte ist das neu edierte Werk ein Fundus an Erkenntnissen und Informationen.

Uwe Meier

Überblick

Hans Carl von Carlowitz, (Joachim Hamberger, Hrsg.):

Sylvicultura oeconomica

608 Seiten, Gebundene Ausgabe

oekom-verlag: München 2013

978-3-86581-411-1, 49,95 €