Cornelis Hemmer, Corinna Hölzer

Wir tun was für Bienen

Bienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei

Deutschland summt

Es summt in Berlin, in Frankfurt am Main, in Hamburg und in München summt es auch schon. Von den Dächern repräsentativer Gebäude wie beispielsweise dem Berliner Dom, der Kreditanstalt für Wiederaufbau, der Neuen Pinakothek, der Kampnagel-Fabrik starten die Honigbienen in die städtischen Kleingärten, Grün- und Parkanlagen, Stadtwälder, botanischen Gärten, privaten Hausgärten und bringen pestizidfreien Pollen und Nektar in ihren Bienenstock  zurück. Bundesweit interessieren sich immer mehr Städte, Kommunen und Landkreise dafür, mithilfe der Stadtimkerei aufzuzeigen, wie die biologische Vielfalt in der Stadt und auf dem Land mit den Lebensgrundlagen der Menschen verknüpft ist.

Corinna Hölzer und Cornelius Hemmer haben im Sommer 2010 mit „Berlin summt“ den emotionalen Funken für eine Bewegung geschlagen, die beginnt, ihre Kreise zu ziehen. Seit 2011 bildet die von ihnen gegründete Initiative „Deutschland summt! Summen Sie mit?“ das Dach, unter dem sich die neuen Projekte versammeln.

Die zündende Idee dafür entsprang der Erkenntnis, dass die Konzepte und Strategien zur Erhaltung der Biodiversität häufig nur sehr schwer zu vermitteln sind und deshalb von Bürgerinnen und Bürgern kaum wahrgenommen werden.

Dass die Honigbiene, aber auch die vielen Wildbienenarten, besonders dafür geeignet ist, unser aller Abhängigkeit vom „Netz des Lebens“ aufzuzeigen, leuchtet ein, nachdem ein breites Publikum durch den schweizer Dokumentarfilm „More than Honey“ (Markus Imboden, 2012) von einem weltweiten Sterben der Honigbienen erfahren hat, das seit mehr als zehn Jahren nicht nur die Imker beunruhigt.

Das Buch der Initiative „Deutschland summt!“ mit dem Titel „Wir tun was für Bienen – Bienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei“ erschien im Kosmos-Verlag. Nach einem Kapitel über die Bedeutung der Honig- und Wildbienen im Bestäubungsgeschehen und die Pflanzenfamilien, die das Gros der Bienenblumen stellen, werden Honig- und Wildbienen in eigenen Kapiteln behandelt.

In lebendiger Sprache und aus tiefem Wissen schöpfend werden die jeweiligen Besonderheiten und Unterschiede geschildert. Bei der Honigbiene steht thematisch die Organisation des Bienenvolks im Mittelpunkt. Dazu gehören das Aufsuchen der Futterquellen und die Kommunikation darüber, die Nutzung von Pollen, Nektar und Honig bei der Aufzucht der Brut und der Pflege der Königin. Dann folgen die diversen Gefährdungsursachen: Krankheiten, Schädlinge, Parasiten, Pestizide und Ursachen, die in einer nicht mehr zeitgemäßen, weil das Problem verkennenden Imkerei liegen. Hilfsmaßnahmen für die Honigbienen liegen demzufolge in erster Linie bei den Imkern, aber auch bei den Verbrauchern, die durch ihr Kaufverhalten den Berufsstand des Imkers stützen können.

Bis auf die Hummeln leben Wildbienen dagegen als Einzelgänger. Die unterschiedlichen Arten können nicht nur hinsichtlich ihrer Futterpflanzen sehr spezialisiert sein, sondern auch in Bezug auf den Nestbau, sodass am Verschluss des Nestes zum Beispiel – mit Lehm oder Steinchen – die Art bestimmt werden kann. Ein einfacher Bestimmungsschlüssel, den das Buch vorgibt, hilft Arten zu erkennen, die häufig an bereitgestellten Nisthilfen vorkommen. In stärkerem Maße als bei den Honigbienen liegen die Gefährdungsursachen für Wildbienen in der Nivellierung der strukturellen und standörtlichen landschaftlichen Vielfalt. Im städtischen Bereich ist es nicht anders. Flächenversiegelung, bauliche Verdichtung, intensive Pflege der Grün- und Parkanlagen, Verwendung von nektarlosen Pflanzen in Privatgärten und auf Balkonen, Dünger- und Pestizideinsatz engen den Lebensraum von Bienen und anderen wild lebenden Insekten zunehmend ein. Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss des Klimawandels.

Doch das lesenswerte und anregende Buch will Hoffnung weitertragen, deshalb die Initiative „Deutschland summt“. Das Buch mit vielen interessanten Bildern und aufschlussreichen Tabellen trägt die Hoffnung, in kleinen Schritten und Verhaltensweisen zu bewirken, dass es im Sommer 2014 weiter summt.

Susanne Labus

Überblick

Cornelis Hemmer, Corinna Hölzer:

Wir tun was für Bienen

128 Seiten, Broschiert, 120 farbige Abbildungen

Kosmos: Stuttgart 2013

ISBN: 978-3-440-13671-3, 16,99 €