Umweltzentrum Braunschweig

Peter Clausing

Die grüne Matrix

Naturschutz und Welternährung am Scheideweg

Land Sharing statt Land Sparing

Ein kleines schmales Büchlein liegt vor mir: Naturschutz und Welternährung. Ich bin skeptisch. Endlos sind die Regale zu diesen Themen.

Doch schnell hat mich dieses Sachbuch gefesselt. Es geht um Boden – als ultimative Ressource und Objekt der Begierde. Dabei geht es um die Begriffe „Land Grabbing“, „Land Sparing“, „Land Sharing“ und „Greenwash“. Es prallen inhaltliche Positionen aufeinander, die sachlich und knapp seziert werden.

Die „moderne“ Landwirtschaft hält an alten Konzepten fest – an der Grünen Revolution, die vor 40 Jahren begann und sich als Sackgasse herausgestellt hat. Hoher Ertrag bei höchstem Input: an Wasser, Dünger und Hochleistungssorten. Die ökologischen Folgen sind bekannt und sie kosten mehr als der zusätzliche Ertrag einbringt. Volkswirtschaftlicher Wahnsinn mit viel Zweckoptimismus. Das wissen wir, trotzdem halten wir daran fest.

Zwei Positionen: Die erste (Land Sparing) zielt auf separierte Flächen. Die Hochleistungslandwirtschaft hat ihren Hauptanteil der Flächen. Der Naturschutz zur Bewahrung hat den Rest und wird als geschütztes Biotop genutzt – Naturschutz ohne Menschen.

Die zweite, das Land Sharing, ist das Gegenkonzept von Land Sparing mit seiner unheilvollen Kombination aus „Naturschutzfestungen und Agrarwüsten“: Es ist auf Teilen und sorgsamen Umgang mit unserer belebten und unbelebten Umwelt ausgerichtet. Es ist eine Form der „Agrarökologie“. Sie schafft eine „grüne Matrix“ hoher Qualität, die den Austausch von Lebewesen zwischen Habitaten ermöglicht und durch seine Dynamik ein hohes Maß an Biodiversität ermöglicht. Um es agrarethisch auszudrücken. „Land Sharing“ hat Respekt vor dem Lebendigen und lässt dieses in seinen Entwicklungsmöglichkeiten zu.

Das Buch ist für alle unbedingt lesenswert, die kurz informiert werden wollen über Zukunftsmöglichkeiten der Agrarwirtschaft und die Bekämpfung des Hungers. Literatur ist angeführt und ein Register ist vorhanden.

Uwe Meier